Träumen und Träume umsetzen. Von Zita Küng.
In: Brennpunkt Frau am Bau.
Chancengleichheit und Personalentwicklung in der Bauplanungsbranche.
Die Bauplanungsbranche ist männlich: In keinem Zweig der Branche beträgt der Frauenanteil auch nur annähernd 50%. In konzeptionellen und gestalterischen Tätigkeiten wie Entwurf und Planung sind Frauen am ehesten vertreten, in Bauleitung und Ingenieurwesen kaum. Das Buch …
- stellt das von FRAU AM BAU erarbeitete Konzept mit 50 Massnahmen für eine gleichstellungsgerechte Personalentwicklung vor,
- richtet sich an Arbeitgebende und Angestellte in der Bauplanungsbranche, die Massnahmen zur Gleichstellung im eigenen Betrieb umsetzen wollen,
- enthält Erfahrungsberichte aus FRAU AM BAU-Betrieben.
Herausgegeben vom Verein Frau am Bau, Lieve Bosmans.
1. Auflage 2003, 176 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Format in cm: 16,0 x 23,0, broschiert, Sprache: Deutsch – lieferbar
ISBN: 978-3-7281-2853-9 – Preis: CHF 38,00 | € 26,00
Link zum Buch: VDF Hochschulverlag AG – Leseprobe (pdf) und Buchbeschreibung
Vorwort von Zita Küng
Träumen und Träume umsetzen
FRAU AM BAU hat für mich einen ganz speziellen und besonders schönen Klang. Er verführt mich immer wieder zum Träumen darüber, was mit Frauen am Bau alles möglich werden kann. Und Träumen soll nachgefragt werden. Wo sind die Frauen am Bau, was tun sie, wie geht es ihnen?
FRAU AM BAU eignet sich dafür, den Bestand aufzunehmen, Situationen zu analysieren und zu beurteilen und schliesslich auch dafür, Ziele zu formulieren und Massnahmen zu beschliessen. Und nicht zu vergessen, FRAU AM BAU eignet sich auch dafür, die erreichten Ziele zu feiern. FRAU AM BAU ist ein Konzept, dessen Besonderheit darin besteht, dass es die Frauen ins Blickfeld holt, also den Blick auf jene wirft, an die im Zusammenhang mit dem Bauen nicht selbstverständlich gedacht wird. Wenn wir die Frauen in der Bauplanungsbranche – zusätzlich zu den Männern – ins Blickfeld holen, dann wird klar, dass wir uns auf ein weites Feld mit Meinungen, Haltungen, Situationen, Bedürfnissen, Möglichkeiten und Grenzen begeben. Wir finden dort Übereinstimmungen zwischen Frauen und Männern, aber wir finden auch Differenzen.
Nicht nur für die Bauplanungsbranche, für alle gilt auf jeden Fall das Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann, (GIG, in Kraft seit 1. Juli 1996). Interpretieren wir das Konzept FRAU AM BAU ganz trocken, so können wir festhalten, dass es sich um ein Konzept zur Umsetzung des GIG in der Bauplanungsbranche handelt. Es ist sofort klar geworden, dass – wenn erfolgreich mit diesem Konzept gearbeitet werden soll – die grosse Vielfalt, die diese Branche auszeichnet, unbedingt mitberücksichtigt werden muss. Die Grösse, Strukturen und Kulturen der Betriebe, aber auch ihre Angebote oder ihre Stellung im Markt sind sehr verschieden. Alle sollen sich beteiligen können, das Ein-Frau-Architekturbüro ebenso wie das grosse IngenieurInnen-Unternehmen.
Die Fragen, die wir an einen Betrieb zu stellen hatten, mussten also sehr sorgfältig entwickelt werden. Es ist ausserordentlich spannend zu erfahren, wie die Betriebe funktionieren, wie das Selbstbild aussieht, das die einzelnen Betriebe in Sachen Geschlechterfrage entwickeln. Genauso spannend wie für uns Aussenstehende war dieser Prozess auch für die Betroffenen selbst. Viele von ihnen haben zum ersten Mal bewusst diese Frage bearbeitet und dabei Entdeckungen und neue Erfahrungen gemacht. Sie haben sich gefragt, wie geht das und was bringt es. Auch da tut sich ein weites Feld auf. Alle Elemente der Personalentwicklung sowie der Kundinnen- und Kundenbeziehungen eignen sich dazu, unter dem Gesichtspunkt der Geschlechterfrage untersucht und optimiert zu werden.
FRAU AM BAU träumen heisst für mich auch, eine Landschaft zu sehen, in der Frauen planen und bauen, in der Frauen Bauherrinnen sind. Und ich sehe immer auch die Frauen als Nutzerinnen von Bauten. Ich sehe sie, sich in einer gebauten Welt bewegen. Noch ist es nicht das Gleiche, ob im Wesentlichen – oder je nach Fokus fast ausschliesslich – Männer oder eben (auch) Frauen diese Welt bauen. Noch ist es nicht dasselbe, ob und wie Frauen oder Männer diese gebaute Welt nutzen. Damit wir diese Feststellung überprüfen können, sind Frauen vermehrt sowohl gestaltend als auch bestimmend in alle Phasen der Verfahren einzubeziehen. Dann werden wir uns über die Ergebnisse unterhalten können.
Dazu ist es zwingend, dass sich der Arbeits- und Spielraum für Frauen nach den Bedürfnissen von Frauen entwickelt. Es braucht alle Arten von Entwicklungen, von der intellektuellen Einsicht über die ökonomische Absicherung und die betriebliche Organisation, bis zur sorgfältigen Abstützung bei den Beschäftigten selbst. Entwicklungen können angeregt, begrüsst, unterstützt, gelobt und verbreitet werden; alles trägt dazu bei, dass die Anstrengungen auch tatsächlich unternommen werden. Wie so vieles, ist auch eine Verschönerung des Geschlechterverhältnisses ganz ohne Anstrengung nicht zu bekommen. Ein koordiniertes Vorgehen mit massgeschneiderten Programmen und kontinuierlichem Erfahrungsaustausch ist sehr hilfreich.
Die Erfahrungen des Projekts FRAU AM BAU zugänglich machen heisst, dass sich jetzt die Betriebe selbst ermächtigen können, die Gleichstellung von Frau und Mann als Innovationspotenzial in ihre Betriebswirtschaft und ihre Philosophie zu integrieren. Einzelne Personen oder gar einige Personen zusammen erlauben sich, Visionen von der Gleichstellung zu schauen. Stellen Sie sich vor, dass…… Träumen ist hilfreich, ich spreche aus Erfahrung.
Zita Küng.